Eine persönliche Geschichte von Kampf und gewaltfreiem Widerstand

Hashem in his house

Hashem in seinem Haus

Hashem Azzeh lebt mit seiner Frau und drei Kindern in  Tel Rumeida, einem Stadtteil von Hebron. Seine Nachbarn, das sind die Siedler von Tel Rumeida.  Die Familie hat mit ihnen vieles durchgemacht.

Sein Nachbar ist die Tel Rumeida Siedlung2 in dem Teil von Hebron, der sich unter der administrativen und militärischen Kontrolle durch Israel befindet. Die Siedler haben bei vielen Gelegenheiten ihr Haus angegriffen, dabei Möbel zerstört und ins Haus geschossen. Er selbst ist geschlagen worden, seine Frau hatte wegen der Angriffe zwei Fehlgeburten. Gerade letzte Woche wurden zwei ihrer Kinder auf dem Weg von der Schule nach Hause von Siedlern angegriffen. Ihre 14-jährige Tochter wurde von einem Stein getroffen, ihr Sohn bekam Schläge auf die Beine.

Tel Rumeida settlement seen from Hashems house. The leader Baruch Marzel of the Jewish Defence League and an israeli politicion lives in the house.

Tel Rumeida Siedlung von Hashems Haus. Der Siedler Baruch Marzel wohnt dort, ist von Jewish Defence League und ist ein israelischer Politiker einer rechtsradikalen Partei.

Die Kinder, die in H2 leben, können ohne Licht nicht schlafen; um einschlafen zu können,  müssen sie ihre Eltern ganz in der Nähe haben. Sie haben Albträume von Siedlern, die sie angreifen und von Soldaten, die ins Haus kommen.

Für Hashem und seine Familie sind die Angriffe zu einer zermürbenden Routine geworden, sie sind ein Teil ihres täglichen Lebens. Ihr Zuhause zu verlassen und in einen weniger belasteten Stadtteil zu ziehen, steht für sie nicht zur Diskussion, selbst wenn es möglich wäre. Er sagt: “Wir glauben an unser Recht, unser Haus zu verteidigen.” Wenn wir ihn fragen, wie er es schafft seinen gewaltfreien Widerstand, umgeben von Soldaten und Gewalt, fortzusetzen, antworetet er:” Wir müssen unsere Wut in uns behalten, obwohl die Siedler unsere Kinder angreifen. Wir müssen zeigen, dass nicht wir,  sondern die Siedler die Terroristen sind”.

Hashem und seine Familie leisten jeden Tag gegen die Besatzung Widerstand, indem sie wählen, sich in einer feindlichen Umgebung aufzuhalten, die seit Jahren versucht hat, sie durch Schikanen und Angriffe zu vertreiben.

Siedler haben Hashems Haupteingang zu seinem Grundstück mit Müll blockiert und ihre Wasserrohr zerschnitten.

Siedler haben Hashems Haupteingang zu seinem Grundstück mit Müll blockiert und ihre Wasserrohr zerschnitten.

In Palästina zu leben, sein Haus nicht verlassen zu können, besonders in den Brennpunkten, dicht bei den Niederlassungen der Siedler, ist das tägliche Ausüben von gewaltlosem Widerstand. Sein Leben trotz der Okkupation weiterzuleben, eine Ausbildung zu machen, an der Universität zu studieren, obwohl man mit grosser Wahrscheinlichkeit hinterher keine Arbeit finden kann – ist Widerstand.

Ein grosses Problem in den Gemeinden in Hebron und in Palästina im Allgemeinen ist der Mangel an Einigkeit. Ein Mangel an Einigkeit seitens der Regierung, ein Mangel an der Fähigkeit sich für die eine Sache, die alle angeht, zusammenzuschliessen und zusammenzuarbeiten. Und um diesem Kampf genug Kraft zu geben, damit er Veränderung herbeiführen kann, bedarf es der Einigung. Eine gewaltfreie, starke palästinensische Widerstandsbewegung ist nur möglich, wenn die Menschen aufhören, egoistisch zu sein, sagt Hashem.

“Wir müssen jeden, der in Tel Rumeida lebt, als Helden betrachten. Die Okkupation betrifft alle. Selbst die Menschen in H1 leiden.”

In Hebron gibt es verschiedene Formen von gewaltlosem Widerstand. Viele der Bewohner haben Videokameras dabei und filmen Zwischenfälle mit Siedlern oder Soldaten. So dokumentieren sie das Leben unter der israelischen Besatzung und sammeln Material, dass sie bei Klagen und Gerichtsverhandlungen verwenden können.

Auf dem Dach von Hashems Bruders Haus ist ein militärer Wachturm, in dem immer einen Soldaten ist.

Auf dem Dach von Hashems Bruders Haus ist ein militärer Wachturm, in dem immer einen Soldaten ist.

Andere Methoden benutzt Hashems Organisation Ibrahim Al Khalil Society, wo die Gemeinde und die Jugendlichen über Menschenrechte unterrichtet werden, über das Recht auf Bildung, wie man rechtlich mit Siedlergewalt und Armee umgeht und wie man Klagen an den Internationalen Gerichtshof schickt.

Um die Besetzung zu einem Ende zu bringen und die Palästinenser ihre Rechte wiedererlangen zu lassen, müssten im ganzen Westjordanland gewaltlose Massenaktionen organisiert werden, meint Hashem. Man könnte 3 monatelang jeden Tag 3 Stunden auf die Strasse gehen, protestieren, streiken, die Geschäfte blockieren, an den Checkpoints demonstrieren und so die internationakle Gemeinschaft über die Siedler und die Okkupation informieren.

Die Palästinenser brauchen die Erfahrung eines friedlichen Aufstandes, um zu verstehen, dass sie nicht völlig von internationalen Initiativen abhängig sind, meint Hashem. Über den Kampf für ihre Rechte sagt er : “Du kannst nicht um dein Recht bitten, du musst es dir nehmen. 46 Jahre lang haben wir unser Recht verlangt und nichts ist passiert. Wir verlangen nicht Geld, wir sind Menschen die ihre Freiheit verlangen.”

1 UNWRA (the United Nations Relief and Works Agency) die Agentur für Erleichterung und Arbeit für palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten der UN sorgt für Beistand, Schutz und gesetzlichen Beistand für 5 Millionen registrierte Flüchtlinge in Jordan, Libanon, Syrien und den besetzten palästinensischen Gebieten um eine Lösung zu erreichen. UNRWA wird fast ausschliesslich von freiwilligen Beiträgen von UN Mitgliedsstaaten getragen. http://www.unrwa.org/

2 Im Jahr 1984 kamen sieben israelische Siedlerfamilien mit Autocampern und plazierten sie auf dem Hügel, den sie die Admot Yishai Siedlung nannten. Nach dem Tod einer der Siedler, Rabbi Shlomo Ra’anan erlaubte die Regierung im August 1998 den Bau von permanenten Wohnungen. http://www.tiph.org/en/AboutHebron/Settlements/

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